Auswärts 2024
Kirche St. Gertrud Köln
Die haubenartigen Skulpturen weisen Rostspuren auf, ebenso wie die Schalen mit Rosenfotos sind
sie mit Wasser und Vogelkot in Berührung gekommen, tragen also das Draußen herein in den
sakralen Raum. Anne Kieschnick hat somit den Vanitas-Gedanken an diesen heiligen Ort gebracht.
Vanitas vanitatum et omnia vanitas (Es ist alles eitel!) ist ein Ausspruch aus dem Alten Testament
des Predigers Salomo, auch wurde es vom Barockdichter Andreas Gryphius überliefert.
Die Maler des Barock (1600-1770) haben vielfach Vanitasmotive gemalt, diese haben eines gemeinsam,
sie sollen zeigen, dass der Mensch keine Gewalt mehr über die Dinge, die ihn umgeben und sein Leben hat.
Memento mori, die Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, war das Motto der mittelalterlichen Klöster.
Der Benediktinermönch Thomas von Aquin hat im 13. Jahrhundert ein Traktat über Schönheit verfasst.
Ein Kunstwerk ist demnach vollendet, wenn es 3 Dinge aufweist: consonantia, claritas und integritas,
es soll Harmonie besitzen, den Glanz und die Unversehrtheit bzw. Vollendung haben.
Bei Anne Kieschnicks Arbeit sind alle drei nachzuweisen.
Diese drei Großskulpturen haben einen kreisförmigen Grundriss mit regelmäßigen Auswölbungen,
also ein harmonisch gebauter Körper. Den Glanz oder das Leuchten besitzen sie, weil sie metallischen
Ursprungs sind, und vollendet sind sie sowieso. Anne Kieschnick schreibt zu ihren Arbeiten:
„Seit einigen Jahren stelle ich Kunstwerke und Fotomaterial in freier Natur auf und überlasse sie der Vegetation.
Nach dem Verfall der Werke entsteht wieder neues Material z.B. durch Rost oder Zersetzung der Fotos.
Der Prozess geht über mehrere Jahre.“
Die in den mit Wasser gefüllten Schalen enthaltenen Rosenfotos, sie erscheinen uns wie im Entwicklerbad,
sie sind morbide und weisen Spuren der Zersetzung auf.
Herbert Rosner
1996, 1999 und 2004/5 setzte ich in Gärten und Parkanlagen für längere Zeit Metallskulpturen aus.
Dabei entstanden verschiedene Veränderungen auf dem Material: An einigen Skulpturen konnte ich
Vandalismus beobachten. Manche Fotoskulpturen bekamen im Winter Schneehauben. Wieder einige
waren einem Maulwurf im Weg und wurden schwarz. Manche Skulpturen waren aus Cortenstahl,
rosteten und wurden rot.
Anne R. Kieschnick
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Projektförderung durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen